Text: Jürgen Grosche, Foto: HSD
Studierende und Wissenschaftler an Hochschulen sind ganz nah dran an den neuesten Erkenntnissen. Und sie sind kreativ, voller Ideen. Da kann man was draus machen, vielleicht sogar ein Unternehmen gründen. Dieser Gedanke steht hinter den beiden Ideenwettbewerben der Düsseldorfer Hochschulen, die gerade besondere Gründungsideen prämierten.
Beiden Wettbewerben ist gemeinsam, dass es (noch) nicht um einen konkreten Unternehmensstart geht. „Der Wettbewerb ist ein Vehikel, um Ideen voranzubringen“, sagt Oliver Coors, Projektleiter des Teams Gründerzeit der Hochschule Düsseldorf (HSD). „Uns gefällt das Spielerische daran.“
Ingo Stefes, Geschäftsführer des Center for Entrepreneurship (Cedus) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU), beschreibt das Ziel so: „Wir wollen Angehörige der Universität anregen, Ideen zu formulieren und sich zu fragen, ob es ein Geschäftsmodell sein könnte.“ Beide Wettbewerbe haben das Ziel, Hemmungen zu nehmen – Studierende und Wissenschaftler können in einem ihnen vertrauten Umfeld sich und ihre Projekte präsentieren.
„Die Wettbewerbe zählen gerade mit dem spielerischen Einstieg zu wichtigen Bausteinen der Düsseldorfer Gründer- und Start-up-Szene“, sagt Dr. Stefan Schroeter, Innovations- und Technologieberater der IHK Düsseldorf. Er erklärt damit das Interesse der Wirtschaft an den Veranstaltungen. Neue Ideen bereichern die Gründerszene, umgekehrt bringen sie „den Gründergeist in die Hochschulen“, so Schroeter.
Eine Idee für „Die Höhle der Löwen“
Schroeter selbst hatte jetzt die Gelegenheit, als Jurymitglied Ideen des Wettbewerbs an der HSD zu bewerten – so wie Dr. Nikolaus Paffenholz, Abteilungsleiter Unternehmensservice und Gründungsexperte der IHK Düsseldorf, den Cedus-Wettbewerb als Juror begleitete. Er hebt ebenfalls die beide Seiten befruchtende Wirkung des Wettbewerbs hervor.
Schon mehr als einmal ist aus dem Spiel doch mehr geworden. Beim ersten Cedus-Wettbewerb machten Wissenschaftler mit, die später das Unternehmen Tuna Tech gründeten. Es hat seinen Sitz im Düsseldorfer Innovations- und Technologiezentrum (Ditec) und befasst sich mit nachhaltiger Thunfischzucht. 2015 gewannen die späteren Gründer des Unternehmens Intueat den Publikumspreis. Ihre Idee für ein Online-Abnehmprogramm konnten sie auch in der Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“ vorstellen. Aus Wettbewerben der HSD entstanden ebenfalls konkrete Gründungen, zum Beispiel zwei Agenturen im Digitalbereich.
„Wir sind selbst positiv überrascht über die enorme Resonanz“
Oliver Coors, Hochschule Düsseldorf
Wie sehen die beiden Veranstaltungen aus? Der HHU Ideenwettbewerb hat bereits zum zehnten Mal zur Einreichung von Ideen eingeladen. Es gibt zwei Kategorien, einmal für Studierende aller Fachbereiche, dann für Absolventen, Wissenschaftler, Mitarbeiter sowie für gemischte Teams. Die Jury bewertet die Ideenskizzen nach Machbarkeit, Erfolgspotenzial und Innovationsgrad. Bei der HSD gab es bereits Wettbewerbe in Kooperation zwischen einzelnen Fachbereichen. In diesem Jahr richtete sich der Gründungsideen-Wettbewerb nun erstmals fachbereichsübergreifend an die ganze Hochschule. „Wir sind selbst positiv überrascht über die enorme Resonanz“, sagt Coors. Das Team Gründerzeit hat in sechs Monaten mehr als einhundert Beratungsgespräche geführt.
Ein bunter Strauß von Ideen
30 Bewerbungen aus allen Fachbereichen sind eingegangen, darunter verschiedene App-Anwendungen, zum Beispiel auch für eine Kleiderschrank-Optimierung. „Wir beobachten darüber hinaus ein großes Interesse an Gründungen von gemeinnützigen Projekten“, stellt Coors fest. So soll eine Pellets-Maschine für Madagaskar die Menschen befähigen, mit Pellets aus Gras zu kochen, statt dafür Bäume zu fällen. An der HHU gab es ebenfalls sozial orientiere Ideen, zum Beispiel eine abschließbare Parkbank für Obdachlose oder eine App zur Erleichterung der Suche nach passenden Mitbewohnern. Auch in die Finanzbranche wagen sich Bewerber vor, etwa mit dem Konzept für einen nachhaltigen KI-Investmentfonds.
„Wir unterstützen Gründer, damit die Region erfolgreich bleibt“
Dr. Nikolaus Paffenholz, IHK Düsseldorf
Gründer beflügeln mit ihren Ideen die gesamte Wirtschaft. „Wir unterstützen sie, damit die Region erfolgreich bleibt“, sagt der IHK-Experte Paffenholz. Es sei wichtig, die Möglichkeiten der Selbstständigkeit als Alternative zur angestellten Beschäftigung zu zeigen. Unternehmerisch denkende Menschen bringen aber nicht nur als Gründer die Region nach vorn, betont Paffenholz. „Unternehmen, die Mitarbeiter mit Innovationsgeist beschäftigen, haben Vorteile.“
Letztlich sei es egal, wie Ideen in den Markt kommen, meint IHK-Innovationsberater Schroeter. „Wichtig ist, dass sie nicht in der Schublade bleiben.“ Deshalb organisiert die IHK auch Veranstaltungen wie „Come & Cooperate“ mit dem Ziel, Unternehmen und Hochschulen zusammenzubringen. Denn es zeigt sich eben immer wieder: An den Bildungseinrichtungen entstehen viele Potenziale. Sie wollen entdeckt werden.
Die Gewinner der Wettbewerbe
HHU Ideenwettbewerb
HSD Ideenwettbewerb
Kategorie I
Studierende
Platz 1
Team WalkFlow
Teammitglieder: Felix Möller, Frederik Hauke
Idee: Das Team entwickelte einen neuen Ansatz zur Überwindung des Freezing of Gait bei Parkinson. Nach der Zertifizierung zum Medizinprodukt soll die App als digitale Gesundheitsanwendung verfügbar gemacht werden.
Platz 2
Team Just Bowlin
Teammitglieder: Cansel Dagli, Robin Fischer, Adelina Dreshaj, Arzum Ogus, Angelina Ajrian
Idee: Ziel ist die Entwicklung eines Automaten, der gesunde Mahlzeiten, wie zum Beispiel Bowls zubereitet. Bisher bieten solche Automaten nur ungesunde Snacks an.
Platz 3
Team Phantomkopfräume
Teammitglied: Anna Sophie Salloum
Idee: Zahnmedizinstudenten sollen in mietbaren sogenannten Phantomkopfräumen Gelegenheiten zum Üben an Modellen finden, bevor es an echte Patienten geht.
Kategorie II – Wissenschaftler, Absolventen, Mitarbeiter der HHU, der An-Institute und des Universitätsklinikums Düsseldorf sowie gemischte Teams
Platz 1
Team Batteri
Teammitglieder: Christoph Wagner, Uriel Urquiza, Matias Zurbriggen
Idee: Batteri ist ein Unternehmen im molekularbiologischen Sektor, das die Herstellung maßgeschneiderter Gene zur Produktion einer Palette von kurzen RNA-Molekülen in der lebenden Zelle anbietet.
Platz 2
Team AI.D
Teammitglieder: Dr. Bianca Behrens, Andreas Rothgangel, Predrag Koncar, Jens Vanmechelen, Rick Wolfs
Idee: Der Name des Start-ups AI.D steht für Artifical Intelligence (AI) und für Dictionary (D). AI.D ist eine App, die Arztbriefe verständlich übersetzt. So sollen Patienten mehr Sicherheit bei ihren Behandlungen bekommen.
Platz 3
Team Biofrische für den Spargel
Teammitglieder: Dr. rer. nat. Yvonne Thielmann, Prof. Dr. Georg Groth
Idee: Das Projekt soll mit einem Schutz durch Bio-Nanopartikel aus pflanzeneigenen Bestandteilen die Alterung von Spargel für mehrere Tage verzögern. Eine Anwendung für andere Obst- oder Gemüsearten wäre ebenso denkbar.
Platz 1
Team: Roots
Teammitglieder: Monique Paus (25), Sophia Chelmakova (32), Anna-Marie Steinert (26) – alle Kommunikationsdesign
Idee: Wie über ein Wurzelgeflecht ermöglicht Roots die Verbindung einzelner Balkone, Gärten und Terrassen zu einer großen Community, die das Teilen von Ressourcen und Ernte und den gemeinsamen Anbau ermöglicht: das Urban Gardening der Zukunft.
Fachbereich: Architektur / Design
Platz 2
Team: Modulo
Teammitglieder: Louisa Schuchtmann (25), Nicole Schellenberg (24), Masterstudiengang Innenarchitektur
Die Idee: Ein multifunktionales, interaktives und raumsparendes Möbel gestalten, das individuell auf die alltäglichen Bedürfnisse seines Nutzers eingeht und sich flexibel umformen lässt.
Fachbereich: Architektur / Design (PBSA)
Platz 3
Team: Bio Pellets Energy
Teammitglieder: Julian Spratte (27) M.Sc. Internationales Wirtschaftsingenieurwesen – Energie- und Umwelttechnik, sowie Lina Zacher (29) und Safidiharizo Pascault (28) – beide extern
Die Idee: Pellets aus einem nachhaltigen Kreislauf, zum Beispiel aus Gras, statt aus dem Holz gefällter Bäume für optimierte Kochherde in Küchen – darum geht es bei BioPellets Energy. Ziel ist letztlich die Bereitstellung von Energie mit CO2-negativer Wirkung. Eine Umsetzung der Idee könnte zu einer besseren Lebensqualität der lokalen Bevölkerung in Entwicklungsländern und dem Schutz verbliebener Arten und Wälder beitragen.
Fachbereich: Maschinenbau und Verfahrenstechnik (MV)
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