Corona-Krise: Hilfsprogramme sind gefragt

In der aktuellen Situation brechen die Umsätze ein. Zwei Beispiele aus unterschiedlichen Branchen.

In der aktuellen Situation brechen die Umsätze ein. Zwei Beispiele aus unterschiedlichen Branchen.
In der aktuellen Situation brechen die Umsätze ein. Zwei Beispiele aus unterschiedlichen Branchen.

Taxiunternehmer Peter Goossens blickt besorgt in die Zukunft. Wegen der Krise sind alle Mitarbeiter in Kurzarbeit; 27 von 40 Taxen fahren nicht mehr.

Text: Jürgen Grosche, Foto: Paul Esser

Eigentlich erwarteten Gabriela und Toni Straeten ein gutes Jahr. Das Ehepaar leitet das Hotel Garni Unterfeldhaus in Erkrath, ein Familienbetrieb also. Zahlreiche Messen standen im ersten Halbjahr im Terminkalender, zum Beispiel Euroshop, Metav, ProWein, Wire und Tube, Interpack und Drupa. Das Haus mit 13 Zimmern war bis in den Juli komplett ausgebucht. Die erhofften guten Einnahmen sollten auch einige große Investitionen finanzieren: „So hatten wir zum Beispiel die Modernisierung unseres zehn Jahre alten Blockheizkraftwerkes für dieses Jahr eingeplant“, sagt Toni Straeten. „Es ist bereits bestellt und bezahlt.“
Dann kam Corona. Nun herrsche „totale Ruhe“, stellt der Hotelier fest, „alles wurde storniert, und keine neue Buchung ist hereingekommen“. Das Ehepaar reagierte auf den plötzlichen Einbruch schnell.

„Meine Frau und ich halten jetzt die Stellung.“

Toni Straeten, Hotel Garni Unterfeldhaus

Bereits Anfang März beantragte man für die drei Mitarbeiter Kurzarbeit. „Wir waren die ersten bei der Arbeitsagentur“, erinnert sich Straeten. Erst wurde die Arbeitszeit auf 50 Prozent reduziert. Jetzt sind alle drei freigestellt.
„Meine Frau und ich halten jetzt die Stellung“, sagt Toni Straeten. Er bringt den Garten auf Vordermann, erledigt Anstreich- und Büroarbeiten. Er blickt besorgt in die Zukunft: „Wir stehen nicht vor der Insolvenz, aber die Fixkosten – Gas, Wasser, Strom, Heizung – laufen ja weiter.“ Und irgendwie scheint sich das Leben im Kreis zu drehen: „2009 haben wir mit Null angefangen. Nun fühlen wir uns wie damals: wieder bei Null“, resümiert Straeten die Krisenerfahrung.
Angebote des Staates für Überbrückungskredite bewertet er mit Skepsis. „Das bringt nichts. Kredite muss man zurückzahlen und dafür muss man erst mal Geld verdienen. Selbst wenn es wieder losgeht, ist es fraglich, ob wir die früheren Preise erzielen können. Uns fehlt der Umsatz eines tollen Messe-Halbjahres. Die Hotellerie braucht nicht rückzahlbare Zuschüsse. Das ist das einzige, was hilft.“ Die will das Land den Unternehmen jetzt auch zukommen lassen, und Straeten will sie auch nutzen. Das Land hat die Seite www.wirtschaft.nrw/coronavirus-informationen-ansprechpartner jetzt freigeschaltet, auf der Unternehmen eine Soforthilfe beantragen können. „Gleich am ersten Tag hat meine Frau den Antrag gestellt“, berichtet Toni Straeten. „Es ging leichter als gedacht, das Formular ist sehr gut gemacht.“

Solidarische Kollegen

Peter Goossens will ebenfalls auf das Hilfeprogramm zugreifen, die Unterstützung aber mit Hilfe der Steuerberaterin beantragen. Der Taxiunternehmer lässt zusammen mit seinem Bruder eigentlich 40 Taxen fahren. Jetzt sind es noch 13. 27 wurden stillgelegt. „Die Umsatzeinbrüche liegen bis jetzt bei 80 Prozent“, bilanziert Goossens die Krise. Und jeden Tag werde es schlimmer. Alle 106 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Der Chef macht sich Sorgen um sie, versteht ihre Ängste: „Sie gehen nach Hause, dürfen nicht arbeiten und sehen die Nachrichten.“ Unter den Kollegen herrsche aber „große Solidartät“. Fahren dürfen noch die, die Familie haben, Kinder ernähren müssen.

“ wir haben gerade über eine Million Euro in Betriebsgebäude investiert.“

Taxiunternehmer Peter Goossens

Immerhin sei der Betrieb sehr solide aufgestellt, sagt Goossens. „So haben wir von der Bank auch für vier bis sechs Wochen Stützungszusagen bekommen.“ Das Unternehmen muss nun bei fast null Umsatz monatliche Fixkosten im sechsstelligen Bereich finanzieren. „Zudem haben wir gerade über eine Million Euro in Betriebsgebäude investiert.“ Aus der Branche hört er dies und das. „Wir tauschen uns unter den Kollegen aus. Es hat bereits erste Insolvenzen gegeben.“ Der Taxiunternehmer fühlt sich „wie im Krieg, nur dass keiner schießt“. Nach der Krise werde die Welt anders aussehen. Goossens erwartet eine Marktbereinigung für die Taxibranche, die ohnehin im Umbruch stehe, bedroht durch Mietwagenunternehmen, „gegen die wir mit stumpfen Waffen kämpfen“. 

Informationen darüber, welche Möglichkeiten bereits bestehen, an welche Stellen sich Unternehmen wenden können und was sie dabei beachten müssen, hat die IHK für ihre Mitgliedsunternehmen unter www.duesseldorf.ihk.de/corona zusammengestellt. Die Informationen werden laufend aktualisiert. Außerdem gibt es die IHK-Corona-Hotline unter 0211 3557-666 oder per E-Mail an corona@duesseldorf.ihk.de.

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