„Erst der Mensch, dann alles andere“

Mittelständler trotzen mit Werteorientierung der Pandemie. Beispiel: Scala Glasbau

Ralph R. Icks ist der Chef von Scala Glasbau in Düsseldorf.

Ralph R. Icks hat die Zeit des Lockdown für sein Unternehmen genutzt.

Text: Jürgen Grosche, Fotos: Paul Esser

Das Jahr begann für Ralph R. Icks wie für viele andere Unternehmer: „Wir hatten ordentlich zu tun und sind mit einem sehr guten Auftragspolster aus dem Vorjahr gestartet“, sagt der Geschäftsführer des im Hafen ansässigen Düsseldorfer Unternehmens Scala Glasbau GmbH. Zu den Kunden zählen Immobilienverwalter, Unternehmen aus allen Branchen, aber auch Flughäfen und Messegesellschaften und in kleinem Umfang Privatkunden.
Dann kam der Lockdown. Das war eine schwierige Zeit auch für die Glas- und Innenausbau-Experten. Doch im Gegensatz zu anderen Betrieben hielt sich der Einbruch in Grenzen. „Wir hatten im April und im Mai weniger neue Anfragen und damit Rückgänge am Auftragshorizont. Aber wir mussten keine Kurzarbeit beantragen.“ Die 15 Mitarbeiter im Glasbau nutzten die Zeit und brachten das Unternehmen auf Vordermann.

„Unsere Vision ist längerfristig angelegt.“

Ralph R. Icks, Scala Glasbau

Im Februar hatte man einen Innenausbau-Betrieb mit fünf Mitarbeitern ausgegründet, der natürlich einen denkbar ungünstigen Start erlebte. Kunden stellten Aufträge zurück. Icks nennt als Beispiel eine Ausbildungsstätte im Handwerk, die von internationalen Gästen besucht wird. Die konnten nicht mehr kommen, die Kurse fielen aus. „Aber auch hier haben wir trotzdem kein Verlustgeschäft gemacht“, betont Icks.
Es zahlte sich aus, dass das Unternehmen die für den Mittelstand typischen Werte hochhält: langfristige Orientierung, Kunden- und Mitarbeiterbindung und solides Geschäftsgebaren. Seit 1854 existiert der Betrieb bereits. Den Mittelstandswerten fühlt Icks sich verpflichtet: „Unsere Vision ist längerfristig angelegt.“

„Liquidität ist alles.“

Das gilt zum Beispiel für die Finanzierung. Ein Betrieb müsse vor Krisen für eine solide Basis sorgen, nicht erst während schlechter Zeiten, sagt Icks. Unternehmer, die nur kurzfristig auf Quartalszahlen achten und möglichst viel Geld aus einer Firma ziehen, drohen zu scheitern. „In der Krise fehlt ihnen das Geld.“ Icks achtet im Gegensatz dazu auf eine gesunde Grundlage: „Liquidität ist alles.“ Finanziell sei das Unternehmen gut ausgestattet.

Bei Scala Glasbau werden auch schon mal die Grenzen von Sicherheitsglas getestet.

„Darüber hinaus haben wir für das neue Innenausbau-Unternehmen über die Bürgschaftsbank Fördermittel im Rahmen der Corona-Maßnahmen in Anspruch genommen und damit zusätzlich Liquidität gesichert“, sagt Icks.
Außerdem komme es natürlich auf das richtige Produkt an. „Was die Menschen nicht brauchen, kaufen sie in der Krise nicht.“ Mit dem Blick der langfristigen Orientierung weiß der Unternehmer zudem, welche Möglichkeiten der Markt bietet.„Wir pflegen unsere Kundenbeziehungen über viele Jahre und kennen daher den Bedarf.“ Deswegen hat das Unternehmen in den zurückliegenden Monaten sogar Personal eingestellt.

Die Gemeinschaft stärken

Stichwort Personal: Der Fachkräfte-Engpass sei ein „grundsätzliches Thema, das sich durch die Krise nicht verändert hat“, ist Icks überzeugt. Und hier betont er wieder die Grundlagen, die den deutschen Mittelstand stark gemacht haben: „Erst der Mensch, dann alles andere.“ Gerade in der Krise erweist eine solche Firmenphilosophie ihre Stärke. Sie verschaffte „uns die Chance, unsere Gemeinschaft zu stärken“. Man habe öfter und regelmäßig über die eigene Situation gesprochen: Wie läuft es zu Hause, mit der Kinderbetreuung, ist eine Freistellung dafür angezeigt? „Wir haben vieles miteinander geregelt“, sagt der Chef, der als Resultat eine höhere Bindung der Mitarbeiter ans Unternehmen spürt. „Sie sehen: Der Arbeitsplatz ist sicher, und man kümmert sich um uns. Das Betriebsklima hat sich in der Krise sogar nochmals verbessert.“
Unternehmen seien „soziale Mitspieler in der Gesellschaft“, betont Icks. Dabei gehe es auch um die Verantwortung für die Familie und ihr Einkommen, dass ihre Mobilität und die Konsumbedürfnisse gesichert sind. Der Firmenlenker blickt noch darüber hinaus: Wir dürfen nicht hinter Corona zurückfallen und Themen wie Klimaschutz oder Mobilitätswende vergessen. Jetzt ist die Chance, Dinge zu verändern und nachhaltig positiv zu lenken.


Anm. d. Red.: Durch die Coronakrise stand das Wirtschaftsleben keuchend, auf seinen Knien gestützt, an der roten Ampel. Jetzt kann man als Unternehmerin oder Unternehmer darauf warten, dass die Ampel wieder auf Grün springt. Oder man gibt sich mit der Warteposition nicht zufrieden und geht in Aktion! Wir zeigen Menschen, die aktiv geworden sind und exemplarisch für viele stehen. Und wir haben Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft gebeten, uns ihre Einschätzung zu diesen Aktivitäten zu geben.

Dr. Axel Fuhrmann,
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf

Foto: Handwerkskammer Düsseldorf

„Was haben die Glasscheiben im Gorilla-Haus im Zoo Gelsenkirchen, die verspiegelten Innenräume des Porsche Design Store im Kö-Bogen oder die Glaseinbauten des Fitnessstudios Cyberobics in Berlin gemeinsam? Alle haben von der handwerklichen Präzision des Düsseldorfer Unternehmens ‚Scala Glasbau‘ profitiert. Inhaber Ralph Icks, Motor, kreativer Kopf und Unternehmer aus Leidenschaft, sieht die Corona-Krise als ‚jetzt-erst-recht-Herausforderung‘. Mitten in der Pandemie stellte er einen neuen Projektleiter ein. Und natürlich sieht er sich in der Pflicht, auch weiterhin junge Menschen für den Glaserberuf zu qualifizieren: Zwei Azubis befinden sich in der Lehre, ein weiterer wird für das neue Ausbildungsjahr noch gesucht. Und dass er auch E-Mobilität kann, zeigen die Stromtanke an der Werkstatt, die E-Bikes für die Mitarbeiter und die ‚Stromer‘, mit denen er das zerbrechliche Gut transportiert.“

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