Home, sweet Home-Office?

Zuhause arbeiten kann sinnvoll sein – auch nach Corona

Zuhause arbeiten kann sinnvoll sein – auch nach Corona

Text: Gesa van der Meyden, Foto: Adobe Stock

Eines der bekanntesten Unternehmen der Welt hat vor wenigen Tagen eine Ankündigung gemacht: Twitter erlaubt es seinen rund 4.900 Mitarbeitern, „für immer“ im Home-Office zu arbeiten. Selbst wenn es also einen Impfstoff gegen Corona gibt und Abstands- und Hygieneregeln nicht mehr erforderlich sind, dürfen die Mitarbeiter des Kurznachrichtendienstes von zuhause ihrer Tätigkeit nachgehen. Das Modell habe sich bewährt, sagte Personalchefin Jennifer Christie. Tatsächlich stellen in der aktuellen Krise viele Unternehmen fest, dass das derzeit häufig noch unfreiwillige Home-Office konkrete Vorteile bringt.
„Viele Beschäftigte können zuhause konzentrierter arbeiten, sie erreichen eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, haben eine geringere Fahrtzeit und dadurch Lebenszeit gewonnen und sie können ihrem Arbeitgeber mehr Zeit anbieten. Das gilt vor allem für Frauen, die etwa wegen Kinderbetreuung nur in Teilzeit arbeiten können“, sagt Christiane Flüter-Hoffmann, Senior Researcher beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. All das erhöhe die Arbeitszufriedenheit, was sich wiederum positiv auf Motivation, Produktivität und Loyalität auswirke. Das Einsparen von CO2-Emmissionen mache das Unternehmen zudem für junge Arbeitnehmer attraktiver.

Es zählen Technik und Persönlichkeit

Stephan Jäger, Experte für Fachkräftesicherung bei der IHK Düsseldorf, sieht das Home-Office als Chance für Unternehmen. „Chefs müssen dabei loslassen können und auf die Selbstverantwortung der Mitarbeiter setzen. Das ist auch im Sinne einer ‚agilen Führung‘, die künftig weiter an Bedeutung gewinnen wird. Viele arbeiten sogar mehr, weil sie mögliche Unterbrechungen zuhause überkompensieren. Auch für Menschen mit Handicap ist das Arbeiten von zuhause einfacher.“ Unternehmen wiederum könnten zum Beispiel Räume anders nutzen und sparten Transport- und Parkkosten. „Corona beschleunigt die Entwicklung hin zu mehr Home-Office. Das Arbeiten zuhause wirkt motivationsfördernd“, sagt Jäger. Allerdings gelte das nicht uneingeschränkt für jede Branche und jeden Arbeitnehmer. „Die Tätigkeiten sollten von zuhause ausgeführt werden können. Neben den nötigen technischen Voraussetzungen zählt auch die Persönlichkeit. Selbstmotivation und Disziplin sind die Basis für ein erfolgreiches Home-Office“, sagt der IHK-Berater.

„Wichtig ist die Freiwilligkeit.“

Professor Stefan Süß, Heinrich-Heine-Universität

Auch eine Studie des Betriebswirts Stefan Süß von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf belegt, dass für ein Home-Office in der Nach-Corona-Zeit bestimmte Bedingungen erfüllt sein müssen. „Wichtig ist die Freiwilligkeit, denn wenn Beschäftigte Arbeit und Privatleben eigentlich gerne trennen möchten, wirkt erzwungenes Home-Office stress- und konfliktverstärkend“, sagt der Professor. Schätzungen zufolge seien ohnehin nur rund 40 Prozent aller Tätigkeiten generell aus dem Home-Office darstellbar, so dass man eine Zweiklassengesellschaft in Unternehmen vermeiden müsse, in der Höherqualifizierte im Home-Office arbeiten und andere nicht.
Aus rechtlicher Sicht macht es zudem einen großen Unterschied, ob es sich um ein klassisches Home-Office mit Laptop auf dem Küchentisch oder sogenannte Telearbeit handelt. Bei dieser haben die Beschäftigten einen Anspruch darauf, dass der Arbeitgeber ihnen zu Hause einen vollständigen Arbeitsplatz einrichtet und auf Arbeits- und Gesundheitsvorschriften beachtet. Ein weiteres Modell ist das Mobile Office. „Diese Arbeitsform zeichnet sich dadurch aus, dass sie weder an das Büro noch an den häuslichen Arbeitsplatz gebunden ist. Für mobiles Arbeiten gilt die Arbeitsstättenverordnung nicht. Wenn der Arbeitgeber es so vereinbart, kann auch gelegentliches Arbeiten von zuhause aus darunterfallen. Arbeitsrechtlich ist es damit für ihn einfacher“, sagt Stephan Jäger.

Datensicherheit muss sein

In jedem Fall zentral sei das Thema Datensicherheit, betont Maria Hertleif, Strategy & Operations Managerin und Prokuristin beim Digital Innovation Hub Düsseldorf/Rheinland: „Neun von zehn Angriffen auf Unternehmen starten mit einer menschlichen Komponente, etwa über Phishing-Mails oder Fake-Anrufe. Der wichtigste Schutz vor diesen Risiken ist kritisches Denken. Es gilt, auch im Home-Office eine Routine zu entwickeln, mit der ich jede Mail von einem fremden Absender hinterfrage. Merke ich etwa, dass er mich zu einer bestimmten Aktion wie dem Besuch einer Website oder dem Download einer Datei veranlassen möchte, kann ich Angriffe erkennen und abwehren.“

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