Jeans-Kauf ohne schlechtes Gewissen

Auf ökologischen Zehenspitzen: Konsequente Umweltneutralität funktioniert auch bei Mode.

Heiko Wunder setzt auf Nachhaltigkeit.

Text: Dagmar Haas-Pilwat, Fotos: Grzegorz Bieniek

Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich Heiko Wunder mit den vielen Aspekten von Nachhaltigkeit. Dabei ist er Spezialist in Sachen Mode, aber es geht ihm auch um Lebensmittel, Deos und Zahnpasta oder plastikfreie Verpackung. „Es sind die kleinen Dinge im Alltag, die auch schon positive Veränderung mit sich bringen – bewusst kaufen, weniger wegwerfen oder beim Zähneputzen das Wasser nicht laufen lassen. Bewusstsein entwickeln heißt, Interesse zu zeigen“, sagt er.
Normalerweise ist der 49-Jährige umgänglich und kompromissbereit, doch bei einem Thema kennt er kein Pardon: „Ökologisch hergestellte Mode ist alternativlos“, sagt er. Mit dieser Forderung wurde der Düsseldorfer bundesweit zu einem Pionier. Unter dem Label „Wunderwerk“ entwirft er eine modische Kollektion, die nicht „öko“ aussieht, realisiert diese mit gutem Gewissen und produziert sie kompromisslos nachhaltig.

„Ökologisch hergestellte Mode ist alternativlos“

Heiko Wunder, Wunderwerk

Die Bekleidungsbranche gilt als die zweitgrößte umweltverschmutzende Industrie. Für Wunder ist deshalb CO2-Neutralität nicht der Schlüssel für Klima- und Umweltschutz. Er plädiert vielmehr für eine konsequente Umweltneutralität. „Jeder von uns sollte Verantwortung übernehmen und sich Gedanken über unsere Auswirkung auf die Umwelt machen“, sagt der Unternehmer, der eigentlich Medizin studieren wollte. Seine Modemarke gründete er, um zu zeigen, dass es auch anders geht – selbst bei chemiegebleichten Denim-Fasern, Viskose, Lyocill oder Cupro. „Wir waren schon komplett nachhaltig, da wussten andere noch gar nicht, was das ist und was Nachhaltigkeit überhaupt bedeutet.“
Die Idee, etwas Eigenes zu machen, hatte Wunder eigentlich schon mit Anfang 20. Auch den dazu passenden Namen – Wunderwerk, wegen des eigenen Nachnamens. Doch bis es so weit war, vergingen einige Jahre: Als Produktspezialist und Manager arbeitete er bei verschiedenen Modefirmen.

Biobaumwolle allein reiche nicht

2012 gründete er in Flingern die Marke Wunderwerk: Die Mode sollte ökologisch-nachhaltig und fair hergestellt werden. Das Umweltbewusstsein sollte nicht beim Stoffeinkauf aufhören. Denn Biobaumwolle allein reiche nicht. Färben, waschen, bleichen, den typischen „Used Look“ herstellen – all das verbrauche riesige Mengen Wasser und Chemie.

Das belaste die Umwelt, so Wunder. Eine gebleichte, konventionell hergestellte Jeans benötigt demnach 40 bis 160 Liter Wasser. Anschließend sei das Abwasser dann voller Chemikalien. Für die Wunderwerk-Jeans werden nach Angaben des Gründers weniger als zehn Liter gebraucht, die Waschungen kommen ohne schädliche Chlorverbindungen und Kalium Permanganat aus.
Auch umweltfreundliche Garne und Farben spielen in der Ideenschmiede in Flingern eine Rolle. Knöpfe beispielsweise sind aus Steinnuss oder Metall – und nicht aus Plastik. Bei den Tieren, aus deren Wolle die Strick-Stücke der Düsseldorfer entstehen, wird auf den Weg geachtet. Angora-Rupfen oder Verfahren, bei denen Schafe Schmerzen erleiden, schließt Heiko Wunder aus. Das gilt übrigens auch für recycelte Baumwolle – weil diese häufig stärker belastet ist und enorme Energie erforderlich ist, um sie wiederherzustellen

Länger tragen statt wegwerfen

Selbst der Service ist nachhaltig. In der eigenen Näherei wird auf Wunsch jede Wunderwerk-Jeans geflickt und repariert nach der Devise: Länger tragen, statt wegwerfen und Neues kaufen. Der Modemann ist davon überzeugt, dass nachhaltige Bekleidung die Zukunft ist. „Ich möchte Lieblingsstücke anbieten, die Bestand haben – keine Wegwerfartikel“, betont er. „Unser Motto ist ‚more than organic‘, wobei ebenso der Modegrad eine große Rolle spielt, denn schließlich wollen wir trendbewusste und umweltneutrale Mode kreieren. Coole Mode und Nachhaltigkeit sind kein Widerspruch.“
Für sein Engagement wurde der Vater von zwei Kindern bundesweit mehrfach ausgezeichnet, kürzlich erst mit dem zum siebten Mal verliehenen Modebusiness Award der Landeshauptstadt. Und die Mode-Evolution geht weiter: Neben Stores in der Landeshauptstadt, Frankfurt, Berlin und auf Sylt hat Heiko Wunder sein sechstes Geschäft in Kaldenkirchen eröffnet.

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