Neustart der Metropolregion Rheinland

Der neue Geschäftsführer der Initiative stellt seine Ziele vor

Metropolregion Rheinland
Andreas Schmitz, Präsident der IHK Düsseldorf (Mitte), im Gespräch mit Thomas Schauf, dem neuen Geschäftsführer der Metropolregion Rheinland (rechts), und IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen.

Text: Jürgen Grosche, Fotos: Andreas Endermann
2017 startete die Initiative Metropolregion Rheinland (MRR) mit großen Hoffnungen. Akteure aus Kreisen und kreisfreien Städten, den Industrie- und Handels- sowie Handwerkskammern, der Städteregion Aachen und dem Landschaftsverband Rheinland wollten die regionale und interkommunale Zusammenarbeit verbessern und das Rheinland gemeinsam als zusammenhängenden Wirtschafts- und Lebensraum von europäischer Bedeutung entwickeln. Doch es blieb erstaunlich still um die hochtragenden Pläne. „Das Konstrukt war nicht gut aufgesetzt“, bilanzierte jetzt Andreas Schmitz, Präsident der IHK Düsseldorf, im Gespräch mit Thomas Schauf, dem neuen Geschäftsführer der als Verein organisierten Initiative, und IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen.
In der Konsequenz hatten die rheinischen IHK ihre eigene Initiative Rheinland reaktiviert, fügte Berghausen hinzu. „Wir sahen unsere Ziele eigentlich mit der Bildung der Metropolregion verwirklicht, mussten dann aber erkennen, dass die dynamische Rolle der Wirtschaft nicht immer von den Kommunen erkannt wurde.“

Rheinland als Kraftzentrum und Wissensregion

„Es ist viel Zeit ins Land gegangen, ohne dass Ideen mit Durchschlagskraft entstanden sind“, konstatierte Schmitz. Diese Erkenntnis hatte sich in der Initiative ebenfalls durchgesetzt. So wurde sie nun umstrukturiert und zum Beispiel der Vorstand von 21 auf 5 Mitglieder reduziert. Vorstandsvorsitzender ist der Düsseldorfer Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller.
Eine „überschaubare mediale Repräsentation“ räumte auch Schauf mit Blick auf die Vergangenheit ein. Als neuer Geschäftsführer blickt er aber natürlich vor allem nach vorn. Da liegen viele Aufgaben, wie Schmitz betonte: „Wir müssen deutlich machen, dass es sinnvoll ist, die Kleinstaaterei und das Kirchturmdenken zu beenden und gemeinsame Themen finden.“ Die Ziele liegen, so der IHK-Präsident, auf der Hand: Nach innen und außen, den Bürgern in der Region und der Politik in Berlin und in Europa (Brüssel) das Rheinland als „Kraftzentrum und Wissensregion sondergleichen“ vor Augen führen.
Die Initiative Metropolregion Rheinland könne auf unterschiedliche Weise dazu beitragen, erklärte Schmitz. „Wir müssen das Gemeinsame und Verbindende in den Vordergrund stellen und zeigen: Die Region hat Know-how und Durchsetzungskraft.“
Schauf, der bereits in einem Wirtschaftsverband und einem großen Telekommunikationskonzern Erfahrungen in Themen wie Vernetzung oder Politik und Regulierung gesammelt hat, betonte vor allem die Notwendigkeit, die Mitglieder der Initiative, also Wirtschaft und Politik gleichermaßen, von den Vorteilen des gemeinsamen Handelns zu überzeugen. Es gehe darum, „Strukturen zu bauen und Transformation zu gestalten“. Die Initiative könne den gebündelten Mitgliederinteressen eine „Bühne bieten, Sorgen und Chancen der Region darzustellen“ und „als Plattform im Dialog mit der Politik spezifische Themen zu transportieren“.

Metropolregion Rheinland
IHK-Präsident Andreas Schmitz, MRR-Geschäftsführer Thomas Schauf und IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen (von links).

Weitere Stichworte auf seiner Agenda: überregionale Infrastrukturplanung, Gestaltung der Rahmenbedingungen für die Industrie zur Wachstumsförderung, ohne die Zersiedelung zu beschleunigen, die Region für hochqualifizierte Fachkräfte so interessant zu machen, dass sie nicht abwandern.
An konkreten Beispielen ließ der Geschäftsführer immer wieder durchblicken, wie das in der Realität aussehen könnte. Im Bundestag sitzen, so Schauf, über 60 Abgeordnete aus dem Rheinland. Wenn sie Ideen gemeinsam einbringen würden, hätte das politisches Gewicht. Zunächst könnten aber schon Kooperationen in Teilregionen den Blick aufs Gemeinsame schärfen. Dafür hatte Schauf ebenfalls Beispiele parat. Entlang der Rheinschiene könnten Akteure Themen wie die verkehrstechnische und digitale Infrastruktur fokussieren. Landwirtschaftlich geprägte Regionen könnten ihre Zusammenarbeit als Zulieferer mit der chemischen Industrie vertiefen. Ein großes, alle interessierendes Thema ist der Zustand der Rheinbrücken. Der Ausbau müsse extrem beschleunigt werden. Hier sieht Schauf eine konkrete Aufgabe für die Metropolregion, sich auf der politischen Ebene darum zu kümmern.

Köln und Düsseldorf wichtige Akteure der Metropolregion Rheinland

In vielen Fällen müsse zunächst Wissen vermittelt und Überzeugungsarbeit geleistet werden. Als Beispiel nennt Schauf hier die Ertüchtigung des Schienennetzes – sowohl, um die Region besser an die Seehäfen anzuschließen, als auch für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.
Ideen gibt es also viele. Um sie anzuschieben, spielen nach Ansicht von Berghausen und Schmitz zwei Akteure eine besondere Rolle: Köln und Düsseldorf. Die beiden „Kraftzentren“ müssten eine Führungsrolle einnehmen, sagte Berghausen. Die Kammern könnten, so der IHK-Hauptgeschäftsführer, Projektideen einbringen. Die Initiative Metropolregion Rheinland wiederum könne die Lobbyarbeit übernehmen und bei der Generierung von Förder- und Strukturmitteln unterstützen.
Mit ihrer neuen Struktur und frischen Ideen hat die Initiative Metropolregion Rheinland gute Chancen, der Region und Adressaten im Land und in Europa die Impulse zu geben, die man sich von Beginn an erhofft hatte – darüber waren sich die Gesprächsteilnehmer einig. Ein solcher neuer Aufbruch sei dringend nötig, betonten Schmitz und Berghausen.

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