Text: Daniel Boss, Foto: Nina Buschenhof
„Ich persönlich schätze die Situation für die Hotellerie als gar nicht so schlecht ein. Düsseldorf hat im Innenstadtbereich viel investiert. Architektonisch gibt es tolle Eyecatcher, wir sind im Innenstadtbereich „instagrammable“ – und das zieht viele Touristen auch außerhalb der Ferienzeiten in die Stadt.“ Das sagt Ulrike Sassin, Direktorin des Hotels Düsseldorf Mitte mit 92 Zimmern. Ihre Aussage deckt sich mit den Ergebnissen, die im IHK-Hotelmarktbarometer Sommer 2023 zu finden sind. Es wird seit 2006 zwei Mal jährlich erstellt. Zuletzt wurden mehr als 300 Übernachtungsbetriebe in Düsseldorf und im Kreis Mettmann angeschrieben. Die Ergebnisse bilden für die IHK und das Gastgewerbe insgesamt einen zuverlässigen Benchmark, um zu sehen, wie es der Branche geht und wo der Schuh drückt. „Der hohe Aussagewert der Umfrageergebnisse dient der IHK Düsseldorf als Grundlage, um sich regelmäßig fundiert für die Belange der Übernachtungsbetriebe bei Politik und Verwaltungen einzusetzen“, so Niklas Schulte, Referent Dienstleistungen, der das Thema bei der IHK betreut.
„Alle signifikanten Kosten sind seit 2019 um 30 bis 50 Prozent gestiegen“
Alexander Zimmer, Hotel Marienburg in Monheim
Grundsätzlich signalisieren die Ergebnisse des aktuellen Barometers eine positive Entwicklung im 1. Halbjahr 2023. Prognosen für das zweite Halbjahr und darüber hinaus gestalten sich aufgrund der vielfältigen Herausforderungen für das Gastgewerbe zwar schwierig. Gleichwohl zeigen sich die Übernachtungsbetriebe für die nächsten Monate verhalten optimistisch. Die generelle Geschäftslage im Sommer 2023 wird von mehr als der Hälfte der Hoteliers in Düsseldorf und im Kreis Mettmann als gut bewertet. Knapp 40 Prozent bewerten sie als befriedigend und lediglich 5,1 Prozent als schlecht. Im Kreis Mettmann allein fällt die Lagebeurteilung etwas durchwachsener aus. Hier beurteilt fast ein Drittel der Hoteliers die Situation im vergangenen Halbjahr als gut und 18 Prozent als schlecht.
Ironisch würde Alexander Zimmer die aktuelle und zu erwartende Lage mit Sprüchen wie „Das wird noch richtig spannend“ oder „Einfach kann jeder“ kommentieren. Doch an manchen Tagen verlasse ihn einfach der Humor, sagt der Betreiber des Hotels Marienburg in Monheim (30 Übernachtungszimmer, 18 Tagungsräume). Der Bereich der Tagungs- und Eventhotels befinde sich aufgrund vieler kritischer Makro-Entwicklungen im totalen Umbruch. „Alle signifikanten Kosten sind seit 2019 um 30 bis 50 Prozent gestiegen. Das kann man auch bei einem eigenen vernünftigen Umsatzwachstum nicht auffangen. Dazu sind grundsätzlich die Margen in der Branche nicht hoch genug.“ Hinzu komme laut Zimmer ein massiv verändertes Kundenverhalten, etwa was die Kurzfristigkeit beim Buchen betrifft.
IHK-Hotelmarktbarometer schafft Vergleichsmöglichkeiten
Das IHK-Hotelmarktbarometer zeigt laut Niklas Schulte zweierlei: „Die Übernachtungsbetriebe, vor allem in Düsseldorf, haben wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Die Landeshauptstadt ist eine gefragte Destination – sowohl bei Privat- als auch Geschäftsreisenden. Im Kreis Mettmann ist das Vor-Corona-Niveau bei den Übernachtungszahlen zwar noch nicht wieder erreicht, aber auch hier stellen wir positive Trends fest. Andererseits wird deutlich dass die vielfältigen Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Inflation, Preissteigerungen etc. den meisten Betrieben große Sorgen machen und trotz der guten Nachfrage auf die Stimmung drücken. Mitunter sind sie sogar existenzbedrohend.“
Ulrike Sassin spricht von einem „generellen Arbeitskraftmangel“. Hier wäre ihrer Meinung nach „sicherlich auch eine Öffnung des Arbeitzeitgesetzes hilfreich“. Denn ohne die Gastgeber vor Ort könne man die Betriebe nicht führen. „Zimmer putzen sich nicht von alleine. Und ein Frühstück, serviert mit einem Lächeln und einem tollen Tipp für den Tag, machen einen Aufenthalt doch erst unvergesslich.“
„Das IHK-Hotelmarktbarometer schafft eine gute Vergleichsmöglichkeit“, sagt Hans-Günter Oepen vom Stage47 in der Düsseldorfer Innenstadt (27 Zimmern und Suiten).
„Langanhaltende Unsicherheit tötet jegliche positive unternehmerische Entwicklung“
Hans-Günter Oepen, Stage 47 und Vorsitzende des IHK-Tourismusausschusses
„Wie steht mein Betrieb im Verhältnis zur Gesamtsituation dar? Diese Frage lässt sich dank der regelmäßigen Umfragen beantworten.“ Aktuelle Probleme und Chancen in Stadt und Kreis würden im Barometer aufgegriffen. „So spielt etwa das Thema Lage eine immer größere Rolle“, sagt der Hotelier und Vorsitzende des IHK-Tourismusausschusses. „Da sich beispielsweise unser Betrieb in der City befindet, haben wir nicht so mit Hotelbetten-Überkapazität zu kämpfen, wie es in den Stadtrandlagen oder Außenbezirken häufig der Fall ist.“ Für große Messen, die sich früher bis ins weite Umland bemerkbar gemacht hätten, würde inzwischen das Betten-Angebot in der Innenstadt reichen. Kostengünstige Videokonferenzen würden auch weiterhin viele persönliche Treffen vor Ort – und damit Übernachtungen – ersetzen.
„Gesamtökonomisch muss wieder mehr Stabilität, Vertrauen und Ruhe einkehren“, meint Alexander Zimmer. „Langanhaltende Unsicherheit tötet jegliche positive unternehmerische Entwicklung.“ Hans-Günter Oepen hofft für die Branche auf die Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr in Deutschland. „Sie ist eine riesige Chance. Viele Touristen werden zum ersten Mal bei uns sein und entdecken, wie schön es hier ist. Die EM hat das Potenzial für ein zweites Sommermärchen.“
Weitere Beiträge aus der Rubrik „Für unsere Region“ im Online-Magazin der IHK Düsseldorf