„Schumis“ Helm in Langenfeld

Ivan und Kristijan Beslic bieten Sammelkarten und Devotionalien von Sport-Stars an.

Ivan Beslic mit Helm und Karten von Michael Schumacher.

Text: Isabel Klaas, Foto: Ralph Matzerath
Die lange Warteschlange vor der Stadtpassage an Langefelds Hauptstraße gilt nicht etwa einem neuen Supermarkt mit Eröffnungsschnäppchen, auch keinem Designer-Outlet mit Dumpingpreisen. Die Menschen, die bis auf den Bürgersteig stehen und geduldig auf Einlass warten, tragen Baseball-Kappen und sind zwischen 10 und 40 Jahre alt. Eine ungewöhnliche Community für das eher konservative Langenfeld hat sich da eingefunden. Die vielen Menschen wollen dabei sein, wenn die Beslic-Zwillinge Ivan und Kristijan ihren „bbrothers-store“ eröffnen und ihre gesammelten Sportler-Trophäen und -Karten zum Tausch und Kauf anbieten. Die Gäste kommen aus New York, aus Griechenland und aus Frankreich, um Sammler-Karten zu ergattern – sogenannte Trading Cards. Darüber hinaus gibt es Sportartikel bekannter und oft verstorbener Größen aus Fußball, Baseball, Basketball, von Rennfahrern und Tennisstars oder aus dem Wrestling. An der Wand hängen eingerahmte Trikots, etwa von Ronaldo. Auch ein Helm vom „Schumi“ ist zu finden – mit Original-Unterschrift, wie bei den meisten Artikeln. Ein Paradies für Rapper und Hip-Hopper, für Menschen, deren Jugend in den 1980ern und 1990ern stattfand. Selbst Pokemon findet Platz im bunten Angebot.

„Irgendwann 2007, als meine Nintendo-Konsole es nicht mehr tat, fing ich an, etwas zu kritzeln“

Ivan Beslic, bbrothers-store

Eigentlich sind die Beslic-Zwillinge, ursprünglich aus Kroatien, zwei bierernste Geschäftsleute, die in Langenfeld ein Hotel und ein Brauhaus besitzen. Doch an diesem Tag sind sie Freaks, bekannte Größen in einer Szene, die den meisten Menschen wohl eher unerschlossen sein dürfte.
Ivan Beslic, der sich selbst als Kellner bezeichnet, präsentiert seine Kunst: Portraits von Sportlern wie Ronaldo und Michael Jordan, die er für einen Autodidakten mit erstaunlich rasantem, sicherem Strich mit Markern portraitiert. „Irgendwann 2007, als meine Nintendo-Konsole es nicht mehr tat, fing ich an, etwas zu kritzeln“, sagt er. Er malt zweihändig, erzählt er. Auf Großformaten und auf McDonalds-Tüten präsentiert er seine Werke. Meist sind es Motive, die mit Sport zu tun haben: Den immer etwas grantig dreinschauenden Stürmer Zlatan Ibrahimović hat er in Szene gesetzt. Aber auch ein Platten-Cover des Rappers Kanye West interessant verfremdet. Seine Bilder strotzen vor Vitalität, die man dem Mann mit der dunklen runden Brille und natürlich der Base-Cap nicht unbedingt zutraut.

Während der eine Bruder malt, was das Zeug hält, sammelt der andere Trading Cards, die Luxus-Variante der Paninis. Viele sollen von beachtlichem Wert sein, sagt Kristijan Beslic. „Ich habe hier eine Box mit Karten des Formel 1-Fahrerer Lewis Hamilton“, erklärt er, „eine davon ist unterschrieben. Und es gibt sie nur einmal auf der Welt. Sie könnte in dieser Box sein.“ Die Karte wäre unter Sammlern ein halbe Million wert, versichert er. „Ich habe die gesamte Box von einem Händler aufgekauft.“
Die Szene, die am Samstagmorgen bei Eröffnung des B-Brothers-Store das Ladenlokal füllt, weiß, wovon sie redet, wenn sie von „Topps Chrome“ oder von „Gold standard grading“ spricht, was alles mit der Bewertung der Sammlerkarten zusammenhängt.
Die Gäste und die Inhaber kennen sich meist mit Vornamen, man grüßt sich mit Fist Bump. Einer bringt ein Gastgeschenk mit, das er in Mickey Mouse-Papier eingeschlagen hat: ein eingerahmtes Autogramm des Basketballers Dirk Nowitzki von 1997. Das kommt an, vielleicht ein bisschen besser als das gut gemeinte Blumengebinde mit weißen Rosen.

„Wir setzen auf komplette Reizüberflutung“

Kristijan  Beslic, bbrothers-store

Saskia und ihr Sohn Otis (13) sind aus Köln angereist. Sie sammelt Wrestling-Stars und kauft eine Box für 75 Euro. „Ich gucke das gerne“, gesteht sie ein bisschen verschämt. Der dunkeläugige Sohn hat sein ganzes Taschengeld zusammengekratzt, 100 Euro, für eine Bundesligakassette. Er schwärmt für den Profi-Fußballer Robert Lewandowski.
Der ehemalige luxemburgische Nationalspieler Marc Binsfeld ist zu den Brüdern nach Langenfeld gekommen und steht in einwandfreiem Deutsch Rede und Antwort. Er hat 90 Prozent aller Sammelkarten, die von Clint Capela, einem Schweizer Basketballspieler, existieren. „Ich spiele Fußball, aber sammele Basketball“, sagt er.
Die wertigen Sammelkarten sind in Plexiglas-Boxen eingeschweißt. Es gibt sie manchmal sogar mit einem Stück Holzboden, aus der Halle, in der ein legendäres Spiel stattfand, oder mit einem signierten Stück Ball, mit Trikot-Fetzen und sogar mit Goldplättchen. Die von den Fans begehrten Stücke überraschen den Laien. Es existieren bestimmte Sammler-Karten, die gibt es angeblich nur zehnmal auf der Welt, wie die des Basketballers Luka Dončić, sagt Kristijan. Und da sei jede 20.000 Euro wert.

Einmalig in Europa

Den Shop in Langenfeld, betont er stolz, gebe es in Europa nur einmal so. „In einer Zeit, wo das Hobby überwiegend digital stattfindet, war es uns wichtig, einen Ort zu kreieren, der die Menschen wieder real zusammenbringt. Dies gab es so in der Art und Größe sowie mit dem gesamten Package bislang noch gar nicht“, erklärt er.  „Wir setzen auf komplette Reizüberflutung.“
Mit dem enormen Andrang haben die Beslic-Brüder gerechnet. „Wir haben deshalb eine Menge Ordner angestellt“, sagt Kristijan. Es geht ruhig und gesittet ab, trotz längerer Wartezeiten. 20 bis 25 Leute lassen die Brüder in Tranchen am Samstagmorgen in die Geschäftsräume. Eine für viele fremde Welt, die die Beslic-Brüder und ihre Sammlerfreunde jedem Neugierigen sehr gerne erklären.

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