Text: Nina Mützelburg; Illustration: Moritz Blumentritt
Wer an internationale Geschäfte der Unternehmen denkt, kommt in diesen Tagen an dem Überfall Russlands auf die Ukraine nicht vorbei. Denn auch die wirtschaftlichen Beziehungen zu den beiden Ländern sind abrupt aus dem Takt geraten. Angesichts der hohen Verunsicherung sowie des hohen Beratungsbedarfs hat die IHK Düsseldorf einen Helpdesk für von Krieg und Sanktionen betroffenen Unternehmen eingerichtet und berät auf dort ausführlich zu den aktuell gültigen Regeln sowie den Unterstützungsangeboten. Zu finden ist dort auch ein laufend aktualisiertes Prüfschema für Güterlieferungen, die möglicherweise von den Sanktionen betroffen sein könnten. (Mehr zu diesem Thema ist in einem Beitrag zur IHK-Blitzumfrage Ukraine und in einem Kommentar von IHK-Präsident Andreas Schmitz im Online-Magazin der IHK Düsseldorf zu finden.) Die IHK Düsseldorf unterstützt ihre Mitgliedsunternehmen aber nicht nur in dieser schwierigen Lage. Vielmehr hilft sie rund um den Globus, den Firmen die Türen zum Weltmarkt zu öffnen.
„Wir informieren zu allen Fragen, die die internationalen Märkte betreffen“
Robert Butschen, IHK Düsseldorf
Denn Düsseldorf ist nicht nur Landeshauptstadt, sondern auch Sitz vieler Unternehmen, die Geschäfte mit dem Ausland machen. Gleichzeitig sind auf dem internationalen Markt Firmen aktiv, die ihre Geschäftstätigkeiten auf die Region in und um Düsseldorf ausweiten möchten. Sie alle stehen vor vielen Herausforderungen. Beginnend bei den ersten Schritten im Ausland, über arbeitsrechtliche Fragen bis hin zur Ausstellung von Zolldokumenten stehen die Mitarbeiter der Abteilung International der IHK den Unternehmen beratend zur Seite. „Wir informieren zu allen Fragen, die die internationalen Märkte betreffen“, erklärt IHK-Referent Robert Butschen. Die Kernkompetenz liegt bei den Themen Zoll- und Außenwirtschaft. Der Service International stellt zum Beispiel Außenwirtschaftsdokumente wie Ursprungszeugnisse aus. Allein im Jahr 2021 sind in der Abteilung International 43.300 solcher Dokumente erstellt worden. „Und damit einhergehend gibt es sehr viele Fragen der Unternehmen, die wir beantworten“, sagt Butschen. 25.500 Mal konnten rechtliche Fragen zum Thema Außen- und Zollwirtschaft beantwortet werden. Dies ist nur einer von zwei Bereichen der Abteilung der hilft, Türen zum Weltmarkt zu öffnen. Diverse Serviceleistungen werden auch zu den Themen Länder und Märkte den IHK-Mitgliedsunternehmen geboten. Fragen zum Personalrecht, zu Visaangelegenheiten, Suche nach Geschäftspartnern im Ausland und Kontaktherstellung erreichen die IHK täglich. „In den vergangenen Jahren haben wir sehr viele Fragen zum Brexit beantwortet. Die Unternehmen waren sehr verunsichert, wie die Geschäfte mit Großbritannien in Zukunft aussehen könnten und welche Voraussetzungen es gibt“, so Butschen. Eine ganz typische Anfrage ist zum Beispiel die nach dem US-Steuerformular W8Ben. Den meisten Deutschen ist diese Maßnahme der US-Regierung zum Schutz vor Steuerhinterziehung unbekannt und wirft viele Fragen auf. Der Service International mit seinen 17 Mitarbeitern weiß Rat, damit auch bei solchen Themen die Türen zum Weltmarkt nicht klemmen. Darüber hinaus behält man dort den Überblick über die vielen ausländischen Netzwerke und Konsulate in der Landeshauptstadt.
Lotsen für Fachkräfte aus dem Ausland
Rund zwölf Prozent der Erwerbstätigen in Düsseldorf besitzen eine ausländische Staatsbürgerschaft. Das sind etwa 46.000 Menschen. Und das gilt nur für Düsseldorf. Rechnet man gemäß dem IHK-Bezirk den Kreis Mettmann hinzu, kommen weitere 18.000 Menschen on top. Entscheidet sich ein Betrieb dazu, Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland nach NRW zu holen, stellt dieses Vorhaben das Unternehmen und den Expat gleichermaßen vor Herausforderungen. Dann ist der Expat Service Desk die erste Anlaufstelle. Die Plattform ist ein gemeinsam finanziertes Projekt von IHK und den Wirtschaftsförderungen Düsseldorf und Kreis Mettmann mit Sitz in der IHK Düsseldorf. „Wir verstehen uns als Beratungs- und Informationsstelle zwischen den Behörden und der Wirtschaft in Bezug auf das Thema Personaleinsatz“, sagt Svitlana Bayer. Sie hat 2017 den Desk mitgegründet und leitet ihn seit vergangenem Jahr. Die Leiterin Svitlana Bayer und ihre Kollegin Feride Iseni-Dishallari beraten auf Deutsch, Englisch und weiteren Sprachen rund um die Themen Aufenthaltstitel und Arbeitserlaubnis, helfen bei Anträgen und bieten eine Lotsenfunktion zu den entsprechenden Behörden und zu Dienstleistern, die bei Behördengängen begleiten.
„Viele Entsendungen scheitern daran, falls die Familien hier nicht gut ankommen“
Svitlana Bayer; Expat Service Desk
Sie helfen online oder persönlich bei der Anerkennung von ausländischen Bildungsabschlüssen, verweisen bei Bedarf an externe Dienstleister und behalten den Überblick über Expat-Communities, wirtschaftsbezogene und soziale Netzwerke in der Region. Betreut werden auch die mitreisenden Partner. „Die Betreuung der Familien und deren soziale Integration ist ganz wichtig. Viele Entsendungen scheitern daran, falls die Familien hier nicht gut ankommen“, sagt Bayer. Da stellen sich Fragen wie: Wo sind internationale Schulen? Wie funktioniert hier die Kinderbetreuung? Wo kann der Partner arbeiten? Und wo können wir wohnen? Der Expat Service Desk weiß auf all diese Fragen eine Antwort. Mehr als 500 Unternehmen haben den Service bereits mehrfach in Anspruch genommen. Mehr als 1.000 Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland wurden vom Expat Service Desk betreut. Die Zahl der Anfragen wächst stetig. Insbesondere der Brexit hat sowohl bei den Expats als auch bei den Unternehmen viele Fragen aufgeworfen. Und entgegen allen Befürchtungen hat Corona keine abschreckende Wirkung auf Expats. Für seine Arbeit wurde der Expat Service Desk bereits 2019 vom Deutschen Städtetag und 2020 von der Metropolregion Rheinland ausgezeichnet. In diesem Jahr wollen Bayer und Iseni-Dishallari mit einer Veranstaltung das fünfjährige Bestehen des Desks feiern.
Auslandshandelskammern öffnen Türen zum Weltmarkt
Hilfe gibt es nicht nur in Düsseldorf. Auch vor Ort. An 140 Standorten in 92 Ländern ist die deutsche Wirtschaft mit Auslandshandelskammern vertreten. Das Netzwerk der Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs), bestehend aus bilateralen Auslandshandelskammern, Delegationen und Repräsentanzen der Deutschen Wirtschaft, berät, betreut und vertritt weltweit deutsche Unternehmen, die ihr Auslandsgeschäft auf- oder ausbauen wollen. Die AHKs dienen als Repräsentanten der deutschen Wirtschaft vor Ort, sind Netzwerk und Businessclub sowie Interessensvertretung. „Mitglieder sind Unternehmen vor Ort, die entweder Geschäfte mit Deutschland machen oder aus Deutschland kommen“, erklärt Robert Butschen von der IHK. 47.000 sind das. Den weitaus größten Anteil machen dabei mit mehr als 36.000 Unternehmen, die im Gastland ansässig sind. Butschen selber hat einige Jahre in der AHK Belgien gearbeitet. Als Referent Internationale Märkte in der Abteilung International der IHK Düsseldorf gehört es heute zu seinen Aufgaben, den Kontakt zu den AHKs zu halten und Mitgliedsunternehmen bei Fragen entsprechend zu vermitteln. Seit 130 Jahren gibt es diese Vertretungen im Ausland, die die Türen zum Weltmarkt öffnen. Doch die vergangenen Jahre der Pandemie haben einige vorher nicht geahnte Herausforderungen gestellt. Stets tagesaktuell mussten die Mitarbeiter über die Lage im Ausland informiert sein, um Fragen zu Liefer- und Reisebeschränkungen beantworten zu können. In den Phasen, in denen die Pandemie abflaut, gehen auch die AHKs mehr und mehr wieder ihrem Kerngeschäft nach. Dazu gehört, deutschen Unternehmen bei der Erschließung neuer Auslandsmärkte sowie dem Vertrieb neuer Produkte im Ausland zur Seite zu stehen. Außerdem geht es um Dienstleistungen rund um das Thema Personalbeschaffung. Die AHKs behalten den Durchblick in Sachen Recht und Steuern im jeweiligen Ausland und wickeln für die Mitglieder die Finanz-, Lohn- und Gehaltsbuchhaltung ab. Sie sind erfahrene Partner im Messegeschäft vor Ort. Zudem können die Mitglieder das große Netzwerk der Kammern für ihre Marketingaktivitäten im Ausland nutzen. „Durch die gute Zusammenarbeit der IHK Düsseldorf mit den vielen AHKs im Ausland bieten wir unseren Mitgliedern einen umfassenden Service für alle Belange, die das internationale Geschäft betreffen“, sagt Butschen.
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